Drucken

Filmempfehlung - Blau ist eine warme Farbe

Geschrieben von Sabine Baumert. Veröffentlicht in Kultur

Der diesjährige Gewinner der Goldenen Palme von Cannes ist jetzt auch in deutschen Kinos gestartet.
La Vie d'Adèle, das Leben der Adèle, so der französische Titel, ist seit seiner Veröffentlichung heftig und kontrovers diskutiert worden. Eine grosse Mehrheit ist allerdings von diesem Film begeistert, und es hat allen Anschein, dass er auch in Deutschland mit Begeisterung aufgenommen wird.
Blau ist eine warme Farbe ist ein Film über die Liebe, der schönste Liebesfilm seit Jahren, wie einige Kommentare lauteten, intensiv, leidenschaftlich und brutal.

 Abdellatif Kechiche, der Regisseur, liebt Worte, es wird viel diskutiert und gegessen, auch deshalb ein sehr französischer Film,- jedoch sind in diesem Film die Worte eher Geräuschkulisse einer physischen, erotischen Liebesbeziehung. Kechiche holt die Gesichter und Körper ganz nah heran, der Zuschauer erlebt sozusagen hautnah Adèles brennendes, quälendes Verlangen in der Entdeckungphase ihrer Gefühle für Frauen, später ihre Lust in der Leidenschaft, und ihren Schmerz nach der Trennung.

Die Geschichte einer unglücklichen Liebe

Es ist die Geschichte einer unglücklichen, unmöglichen Liebe. Adèle ist die sinnliche, wilde und ungezähmte Frau, die geniesst, die gerne isst (sie könnte den ganzen Tag essen, meint sie in einer Szene), die ihre Leidenschaft genauso auskostet, und die nichts anderes für ihr Glück braucht als die Liebe zu einem anderen Menschen, und ihre Arbeit als Erzieherin, die sie ausfüllt und ihrem beruflichen Wunsch voll und ganz entspricht. Emma, die Künstlerin, träumt von ihrer Anerkennung und Karriere als Malerin. Sie distanziert sich in Lauf der Beziehung und geht ihren Weg. Adèle lebt diese Trennung wie einen immensen und unerträglichen physischen Schmerz, der nach Jahren wohl nachlässt, der sie aber daran hindert, eine neue Beziehung einzugehen. Sie schafft es geradeso zu überleben, aber sie findet nicht wirklich ins Leben zurück. Die Szene ihres Wiedersehens nach einigen Jahren der Trennung ist eine der intensivsten Szenen im Film. Adèle will Emma zurückgewinnen, mit aller Leidenschaft, die sie noch für ihre ehemalige Geliebte empfindet, sie will sie am liebsten verschlingen, im Café, in dem nur sie beide zu existieren scheinen. Emma gibt ihr ganz offen und direkt zu verstehen, dass sie Adèle nicht mehr liebt.

Die Macht der Gefühle

Es ist eine erotische Beziehung, und obwohl die Sexszenen ungewöhnlich lange sind, geht es nicht um eine Einführung in lesbischer Erotik, wie viele meinen, und kritisiert haben, dies sei fast schon lesbische Pornographie,- es geht um die Macht der Gefühle und der Leidenschaft, um ein uraltes menschliches Drama.